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Baumpark Hexenhaus in Falkensee: Idee für ein nachhaltiges Bauprojekt!

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Das Falkenseer Hexenhaus steht seit über einem Jahr leer. Nicht nur die Finkenkruger fragen sich, wie es wohl mit dem urigen Haus weitergeht – und auch mit dem großen, baumbewachsenen Grundstück, das sich an der Storchenstraße entlang vom Poetenweg bis hin zur Elsterstraße zieht.

Schon früh hat Edmund Becker gesagt, dass es eine Weiterführung des Hexenhauses in der bisherigen Form nicht geben wird. Aber es gibt andere Ideen, die in den letzten anderthalb Jahren Gestalt angenommen haben – und die Edmund Becker, Besitzer Dr. Lothar Hardt und der Berliner Architekt Daniel Dendra im März den Stadtverordneten von Falkensee im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt haben.

Die grundlegende Idee ist es, das 9.000 Quadratmeter große und de facto brachliegende Areal zu nutzen, um den „Baumpark Hexenhaus“ ins Leben zu rufen.

Der Baumpark Hexenhaus sieht etwa 16 Gebäude auf der Fläche vor, die sich harmonisch in den bestehenden Baumbestand einfügen. Edmund Becker: „Wir haben gerade erst auf freiwilliger Basis ein umfangreiches Baumgutachten erstellen lassen. In diesem Rahmen wurden über einhundert Eichen, Linden, Erlen, Eschen, Buchen und Robinien mit individuellen Nummern versehen und in einem Bestandsplan erfasst. So wollen wir den Beweis vorbereiten, dass auch nach dem Bau unserer geplanten Häuser noch alle Bäume weiterhin vorhanden sind. Sieben Bäume mussten übrigens vor dieser Zählung mit Sturm- und anderen Schäden gefällt werden, einer dieser beanstandeten Bäume wartet noch auf seine Fällung. Wenn also anschließend eine Motorsäge zu hören ist, so hat dies nur noch mit letzten Aufräumarbeiten zu tun. Übrigens: Nach der Fertigstellung des Projekts möchten wir gern – ebenfalls auf freiwilliger Basis – 36 weitere Eichen auf dem Areal anpflanzen. Das bedeutet, dass nach dem Bau deutlich mehr Bäume auf dem Grundstück stehen als vorher.“

Die geplanten Häuser fügen sich , wenn man den ersten Plänen folgt, sehr harmonisch in den bestehenden Baumbestand ein. Edmund Becker: „Die Platzierung der Häuser richtet sich nach den Bäumen – und nicht umgekehrt. Das ist sicherlich eine einmalige Vorgehensweise in Falkensee.“

Die geplanten Häuser sollen komplett aus massivem Holz gebaut werden, das auf biologische Weise so behandelt wurde, dass es für Fraßinsekten uninteressant wird. Große Fensterfronten sorgen in diesen architektonisch sehr modern konzipierten Bauten dafür, dass die späteren Bewohner der Häuser nahezu eins mit der Natur und mit den sie umgebenden Bäumen werden.

Die Häuser selbst stehen auf Pfählen und besitzen keine Bodenplatten, um die Wurzeln der sie umgebenden Bäume zu schonen. Ein eigener Garten kann gern auf dem Dach der Häuser angelegt werden.

Der neue Baumpark Hexenhaus soll ein großes Gemeinschaftsprojekt werden. So teilen sich alle Hausbesitzer das vorhandene Grundstück. Es gibt also keine privaten Grundstücke, keine Zäune und auch keine Parkplätze auf dem Areal. Geplant ist nur ein natürlicher Weg durch das Gelände, der auch für die Feuerwehr zur Verfügung stehen kann. Aufgestellte Bänke, Gemeinschaftsgärten zur Bewirtschaftung, der bereits vorhandene Weiher – der Charakter eines Waldparks bleibt erhalten. Edmund Becker: „Vor Ort kann eine ganz besondere Nachbarschaft entstehen, in der alle an einem Strang ziehen und aufeinander aufpassen.“

In dieser Kulisse könnte das Hexenhaus perfekt in den Baumpark integriert werden – etwa als Versammlungsort aller Bewohner, zum Feiern oder um Veranstaltungen auch für die Nachbarschaft durchzuführen. Das kulturelle Leben in Falkensee, es könnte auch im Hexenhaus stattfinden. Im neuen Clubhaus wäre es sogar möglich, auch Coworking-Plätze zu realisieren.

Was am Poetenweg entstehen kann, ist die Realisierung einer komplett neuen Wohnidee mit einer intensiv gelebten Nachhaltigkeit. Edmund Becker: „Wir sprechen hier nicht nur von der Erhaltung der vorhandenen Natur, sondern auch von einer CO2-neutralen Nachbarschaft, einem teilweisen Recycling der Abwässer gleich vor Ort und einer Kombination aus verschiedenen Methoden zur Energiegewinnung aus ökologischen Ansätzen.“

Keine Frage: Wer später einmal im Baumpark Hexenhaus leben möchte, muss auch ein Interesse daran haben, „anders leben“ zu wollen. Edmund Becker: „Grüner, als wir das umsetzen möchten, geht es wohl kaum. Erste Kalkulationen gehen aber davon aus, dass der Kauf eines Hauses mit 110 bis 140 Quadratmetern Wohnfläche nicht teurer kommen wird, als wenn man ein normales Einfamilienhaus in Falkensee baut. Wir rechnen mit einem sehr starken Interesse.“

Für Lothar Hardt ist das klimaneutrale Bauen kein Neuland. Er hat in Caputh bereits erfolgreich das „Blütenviertel“ entwickelt, das Miet- und Eigentumswohnungen, Townhouses und seniorengerechte Wohnungen in einem modernen Quartier „zwischen Schloss und See“ anbietet.

Die Stadtverordneten haben sich den geplanten Baumpark Hexenhaus übrigens ganz genau erklären lassen. Edmund Becker: „Anderthalb Stunden wurde angeregt diskutiert, der Zuspruch war sehr hoch. Das hat uns sehr gefreut.“

Bevor aus einer sehr weit gediegenen Idee nun aber ein konkretes Projekt werden kann, muss noch eine finale Hürde genommen werden. Noch gibt es für die Fläche um das Hexenhaus herum kein Baurecht. Die Abgeordneten müssen der neuen Wohnidee zustimmen und den Bebauungsplan ändern. Allerdings: In einer Zeit, in der dringend ein Klimakonzept für die Stadt Falkensee angemahnt wird, viel zu oft Bäume gefällt werden und Freiflächen mit mehrstöckigen Miethäusern zubetoniert werden, würde ein solches Öko-Projekt dem Ort sehr gut zu Gesicht stehen. (Text/Fotos: CS)

Dieser Artikel stammt aus „FALKENSEE.aktuell – Unser Havelland“ Ausgabe 169 (4/2020).

Der Beitrag Baumpark Hexenhaus in Falkensee: Idee für ein nachhaltiges Bauprojekt! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.


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