Lena Kayser stammt aus der Ost-Ukraine, lebt aber bereits seit sechs Jahren in Wustermark. Hier hat sie vor zweieinhalb Jahren ihr eigenes Startup-Unternehmen gegründet. Das Modelabel „Lebensherrin“ präsentiert ebenso nachhaltige wie feminine Kleidung für Frauen, die vor allem mit geometrischen Mustern auf sich aufmerksam macht. Die neue Kollektion wird für den März erwartet. (ANZEIGE)
Lena Kayser wuchs in der Ost-Ukraine auf – in Donezk. Bereits als junges Mädchen fand die zukünftige Firmengründerin großen Gefallen daran, ihre eigene Mode zu schneidern: „Es fing an, als ich 13 Jahre alt war. Ich war in den Sommerferien bei meiner Oma und wollte mir gern etwas Schönes zum Anziehen besorgen. Es war aber ein sehr kleiner Ort, in dem meine Oma gelebt hat, und da gab es kein entsprechendes Angebot in den Geschäften. Meine Großmutter hatte aber so eine alte, mechanische Nähmaschine. Aus alten Kleidern von meiner Oma habe ich mir auf eigene Faust meine ganz persönliche Mode geschneidert. Natürlich fehlte mir da noch jede Ahnung vom Schneidern. Das habe ich nachgeholt, als ich 18 Jahre alt wurde. Da habe ich zwei Jahre lang einen entsprechenden Kurs besucht.“
Die Frage war natürlich zu der Zeit: Reicht der Spaß am Nähen und Schneidern aus, um auf dieser Basis ein eigenes Gewerbe auf professionelle Beine zu stellen? Lena Kayser: „Ich bin erst einmal auf Nummer Sicher gegangen und habe in der Ukraine BWL studiert, um zu verstehen, wie man eine Firma gründet, wie ein Business funktioniert und wie man mit den Zahlen jongliert.“
Parallel zum Studium hat Lena Kayser den erwähnten Kurs zum Nähen und Schneidern besucht, und zwar immer abends nach den Vorlesungen: „Anschließend habe ich so gut wie alles selbst genäht, was ich getragen habe. Da gab es bereits die ersten Anfragen von Freundinnen, wo ich denn dieses schöne Kleid oder jene tolle Bluse gekauft habe. Manche Mädchen haben sich das eine oder andere Stück für ein Date ausgeborgt.“
Im November 2014 wanderte die Ukrainerin nach Deutschland aus: „Daran ist mein deutscher Mann nicht ganz unschuldig, mit dem ich seitdem in Wustermark lebe. An der Uni Potsdam habe ich eine Weiterbildung absolviert, um zu verstehen, was in Deutschland in Sachen Wirtschaft anders funktioniert als in der Ukraine. Etwa bei der Buchhaltung. Auf jeden Fall hat das BWL-Studium das nötige Fundament gelegt, um darauf ein eigenes Startup gründen zu können.“
Das eigene Modelabel „Lebensherrin“ wurde 2018 gegründet. Aber erst vor einem Jahr hat die Firma überhaupt damit begonnen, erste eigene Produkte zu verkaufen. Lena Kayser: „Ich habe erst einmal meine Hausaufgaben gemacht und Recherche betrieben. Dabei habe ich sehr viele Messen auch im Ausland besucht, um mir die vorhandene Mode anderer Labels anzuschauen. Im November 2019 ist mein Online-Shop mit der ersten Kollektion und den ersten Einzelstücken live gegangen, da fing alles richtig an.“
Lena Kayser setzt mit „Lebensherrin“ auf Slow Fashion. Damit meint sie eine zeitlose Mode, die nicht einzelnen, schnellen Trends nachjagt, sondern auch noch im kommenden Jahr getragen werden kann: „Mode, die zeitlos ist, muss auch eine entsprechende Qualität haben. Ich verwende möglichst nur Naturfasern wie Seide, Baumwolle oder Viskose. Diese Stoffe mag ich selbst sehr gern, sie fühlen sich auf der Haut angenehm an. Polyester setze ich nur ein, um bestimmte modische Effekte erzielen zu können. Man achtet doch auch in seinem Alltag darauf, was man isst. Warum sollte das bei Kleidung anders sein?“
„Lebensherrin“ setzt auf Kollektionen mit wenigen Einzelstücken in verschiedenen Größen – und auf Unikate. Lena Kayser: „Fotos von meinen Unikaten zeige ich vor allem auf meinem Instagram-Account, auf dem mir bereits 8.000 Fans folgen: Sie tauchen im Online-Shop eigentlich gar nicht auf. Da auch von den Stücken aus der Kollektion nur wenige Exemplare geschneidert werden, erhalten meine Kundinnen immer etwas sehr Exklusives. Das ist eben echte Designerkleidung. Ich achte immer darauf, dass die einzelnen Stücke frei miteinander kombinierbar sind, um so immer wieder einen neuen Look kreieren zu können. Von Kopf bis Fuß passt stets alles zusammen. Übrigens: Wenn ich neue Stücke designe, dann gehe ich immer in eine sehr weibliche Richtung. Kleider und Rücke sind bei mir eher zu finden als Hosen.“
Es gibt bereits zwei Kooperationen mit Modegeschäften in Berlin und in Werder. Ansonsten läuft der Verkauf zurzeit vorrangig über den Online-Shop. Lena Kayser: „Hier kann man auch zwei, drei Größen bestellen – und schickt anschließend wie sonst auch üblich das zurück, was einem nicht passt oder gefällt. Das ist in Corona-Zeiten natürlich der beste Weg.“
Wenn nach dem Corona-Shutdown die Geschäfte wieder geöffnet haben, lohnt sich auch der Weg dahin wieder. Vor allem wegen der Unikate, die im Online-Shop gar nicht zur Verfügung stehen.
Lena Kayser schneidert ihre Mode nicht selbst: „Ich beschäftige eine Schneiderin aus der Region, die ebenfalls aus der Ukraine kommt, sie fertigt die einzelnen Stücke an. Natürlich stehen wir noch ganz am Anfang. Über die Mundpropaganda finden aber fortlaufend neue Kundinnen zu mir, die Gefallen an meiner Mode finden. Viele kommen aus dem Havelland, ich habe aber auch Kundinnen aus Potsdam oder aus München. Ich könnte mir für die Zukunft vorstellen, ein richtiges Atelier oder einen eigenen kleinen Laden zu eröffnen. Aber wir möchten gern ganz organisch und ohne fremde Kredite wachsen.“
Was ist eigentlich das erfolgreichste Modestück aus der noch jungen Verkaufshistorie? Lena Kayser: „Das ist ein Pullover, da hätte ich gar nicht vermutet, dass das noch so nachgefragt wird. Der Pullover hat Ärmel wie aus einem dunklen Fell, hinzu kommen Glitzereffekte. Den Pullover hatte ich in Werder als Prototypen ausgehängt – und war überrascht, wie viele Nachfragen von den Kundinnen kamen. Sehr gut lief auch ein buntes Kleid, ich nenne es das Gute-Laune-Kleid. Da dachte ich, das ist vor allem für ganz junge Frauen geeignet, aber es wurde auch sehr viel von Frauen jenseits der Twen-Jahre eingekauft. Das ist immer noch im Shop zu finden.“
Im März soll die neue Kollektion erscheinen, es wäre dann die dritte. Die Prototypen sind bereits vollendet, jetzt geht es in die Fertigung.
Lena Kayser: „Bei mir sind immer geometrische Formen sehr prägend. Bei der dritten Kollektion werden das übrigens Streifen sein. Bei den Farben setze ich auf grau, schwarz, weiß und beige – diese Farben sind weiterhin sehr begehrt, neutral, nie langweilig und gut kombinierbar.“ (Text/Foto: CS / Modefotos: Anatol Kayser)
Info: Lebensherrin, Lena Kayser, 14641 Wustermark (Priort), Tel.: 0151-66752404, www.lebensherrin.com
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 180 (3/2021).
Der Beitrag Mode mit Streifen: Das Startup „Lebensherrin“ aus Wustermark bietet Mode für Frauen! erschien zuerst auf FALKENSEE.aktuell.