„Am Kirschbaum links“ nennt Thomas Vogel (43) aus Falkensee seinen Bioacker in Dyrotz-Luch, den er seit Januar 2021 betreibt, um Obst und Gemüse heranzuziehen. Auf seiner gepachteten Scholle interessiert sich der Autodidakt in Sachen Landwirtschaft vor allem für die seltenen Gemüsesorten, so etwa für die Ananaskirsche oder die Melonengurke. Hungrige Kunden aus der Region können mit ihrem Einkaufskorb direkt auf das Feld kommen.
Thomas Vogel wohnt bereits sein gesamtes Leben in Falkensee. In der Seegefelder Straße lebt er zusammen mit seinen beiden Töchtern Abby und Jessy im Haus seiner Eltern. Hier fing auch alles an, hier nahm das Interesse an einer bio-veganen Selbstversorgung Gestalt an.
Thomas Vogel: „Ich bin gelernter Elektroinstallateur mit Gastro-Erfahrung, der nun als Selfmade-Gärtner tätig ist. 2014 habe ich aus dem reinen Interesse heraus in meinem eigenen Garten auf 30 Quadratmetern damit begonnen, Tomaten und Salat anzupflanzen. Ich habe bei jeder einzelnen Aussaat aufs Neue immer wieder Fehler gemacht und Lehrgeld bezahlt, aber auch die Erfolge gesehen. Manche Dinge muss man eben auf die harte Tour lernen. So sollte man Radieschen nicht im Sommer aussähen. Da ist es viel zu warm und die Radieschenpflanzen schießen sofort hoch und bilden keine Knolle mehr aus.“
Schnell wuchs die heimische Anbaufläche auf über einhundert Quadratmeter an. Immer neue Gemüsekulturen kamen hinzu, so auch Möhren, Rote Beete, Kohlköpfe, Bohnen oder Kräuter. Thomas Vogel: „Von Anfang an habe ich auf blaues Schneckenkorn und auf synthetischen Dünger verzichtet und mein Gemüse nur nach Bio-Richtlinien angepflanzt. Was ich nicht selbst verbraucht habe, habe ich auf ein Tischchen am Gartentor gestellt – und hier verkauft. Seit einigen Jahren bin ich auch bei den ‚Offenen Gärten‘ mit dabei und biete Pflanzen auf der Falkenseer Pflanzenbörse an – im Frühjahr und im Herbst.“
Seit April 2016 gibt es einen eigenen YouTube-Kanal, in dessen selbstgedrehten Videos es vor allem um das Thema Selbstversorgung geht: „Über 270 Filme mit jeweils etwa zehn Minuten Länge sind hier bereits online gegangen. Besonders erfolgreich waren die Videos zum Anschließen eines IBC-Wassertanks und zur Zubereitung von Paprika-Antipasti mit Frischkäse. Da habe ich bis zu 150.000 Abrufe mit erzielt. Die Videoproduktion ruht zurzeit leider etwas, denn es dauert oft nur Minuten, um einen Film zu drehen, aber Stunden, um ihn zu schneiden und in eine veröffentlichungsfähige Form zu bringen.“
Thomas Vogel hat lange bei den Falkenseer biofreunden gearbeitet: „Meine Chefin hat mich irgendwann einmal nach Paretz geschickt, um mir einen Bioacker anzuschauen. Das fand ich so toll, dass ich sofort damit begonnen habe, nach einer eigenen Pachtfläche zu suchen. Auch weil ich gesehen habe, dass andere Leute wirklich Geld verdienen mit ihrem Anbau. Ich habe ein ganzes Jahr lang versucht, eine geeignete Fläche zu finden. 5.000 Quadratmeter reichen ja eigentlich schon aus. Ich habe probiert, den Landwirten einen kleinen Teil ihrer Flächen abzuschwatzen. Auch bei den Kirchen habe ich angerufen. Am Ende bin ich nach vielen Absagen doch noch fündig geworden – ein Glück!“
Der neue Bioacker von Thomas Vogel, Anfang 2021 in Beschlag genommen, liegt in Dyrotz-Luch, was zu Wustermark gehört, aber nicht weit von Falkensee-Finkenkrug entfernt ist: „Ich habe 8.500 Quadratmeter von einem Landwirt übernommen. Das sollte zu DDR-Zeiten einmal eine Kleingartenanlage werden, was die vielen Hecken auf dem Gelände erklärt. Damals hat die Wende das Unterfangen beendet, seitdem wurde das Grundstück nicht mehr genutzt. Ich bewirtschafte inzwischen 1.600 Quadratmeter Anbaufläche. Ich befinde mich im Bio-Zertifizierungsverfahren, ab dem kommenden Jahr bin ich auch offiziell komplett bio. Als ich das Grundstück übernommen habe, wuchs hier übrigens überall Topinambur. Wer das schon einmal im Garten hatte, weiß, wie irre schwer es ist, diese Pflanze wieder loszuwerden.“
Auf dem kleinen Acker wächst nun alles, was am Ende des Reifegrades auf den Teller kommen kann. Es gibt Möhren, Zucchini, Mangold, Kerbelrüben, Auberginen, Tomaten, verschiedene Salate, Gurken und Bohnen. Thomas Vogel: „Die Kürbisse sind mir eingegangen, da habe ich einfach viel zu wenig gewässert bei der Trockenheit, das wird mir eine Lehre sein. Probleme habe ich in diesem Jahren auch mit den Blattläusen, die haben meinen Dill und meine Möhren ganz schön reduziert. Viele Pflanzen kann ich mit Netzen vor Schädlingen schützen. In diesem Jahr habe ich übrigens den allerersten Kartoffelkäfer meines Lebens gesehen – und das ausgerechnet in den Auberginen.“
Die Nachbarn haben den neuen Gemüsebetrieb am Ende des Mittelwegs zunächst noch recht misstrauisch beäugt. Thomas Vogel: „Sie fanden, dass ich zu teuer bin, dabei habe ich die ganz normalen Preise der biofreunde auch bei mir auf dem Acker. Aber inzwischen schätzen es die Nachbarn sehr, dass sie einfach schnell vorbeikommen können, um sich eine Gurke oder eine Handvoll Tomaten zu holen. Und alle sind ganz scharf auf meinen Mangold. Den kriegt man nämlich im normalen Supermarkt meist gar nicht zu kaufen.“
Das Obst und Gemüse vom Kirschbaum-Acker können hungrige Biofans jeden Donnerstag von 9 bis 18 Uhr (Pause von 15 bis 16:30 Uhr), Freitag von 16 bis 19 Uhr und jeden 1. Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr direkt auf dem Feld einkaufen. Alternativ dazu wird es bei den Falkenseer biofreunden mit verkauft.
Thomas Vogel (www.am-kirschbaum-links.de), der selbst am liebsten Tomaten und Brokkoli isst: „Inzwischen biete ich eine eigene ‚Jemüsekiste‘ für 15 Euro in der Woche an. Von Anfang Juni bis Ende Oktober/November gibt es jede Woche eine Kiste, die man sich bei mir oder bei den biofreunden abholen kann. Hier bekommt man für 345 Euro im Jahr jede Woche am Freitag eine Auswahl der Sachen, die ich gerade ernten kann. 30 Abonnenten habe ich bereits, 50 brauche ich, damit ich gut von meinem Acker leben und auch noch einen Angestellten bezahlen kann.“
Deutlich ausbauen möchte der Biobauer sein Angebot an seltenen Gemüsesorten: „Zurzeit gibt es bei mir Ananaskirschen und Melonengurken zum Probieren. Aber da kommt noch mehr.“ (Text/Fotos: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 198 (9/2022).
Der Beitrag Thomas Vogel vom „Am Kirschbaum links“ in Dyrotz-Luch: Obst & Gemüse in Bio-Qualität! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).