Roger Lewandowski ist der Landrat vom Havelland. In dieser Funktion besucht er regelmäßig regionale Unternehmen, um mehr über aktuelle Sorgen, Trends und Marktentwicklungen zu erfahren. Am 14. April war er zu Besuch bei der Reinhold Fehmer GmbH in Falkensee – kurz „Fehmer“ genannt. In der Saison arbeiten bis zu 130 Menschen für den Familienbetrieb, der als Landschaftsgestalter tätig ist.
Seit 1962 gibt es das Familienunternehmen Reinhold Fehmer GmbH bereits. Vom Firmensitz in der Nauener Straße 101 in Falkensee aus kümmern sich die Mitarbeiter im Auftrag der öffentlichen Hand und von großen Unternehmen darum, Grünanlagen zu verschönern, Wege anzulegen oder Biotope zu erhalten. Zuletzt hat sich „Fehmer“ (www.fehmergmbh.de) um die Neugestaltung des Falkenhagener Angers gekümmert.
Gundula Fehmer ist die kaufmännische Geschäftsführerin vor Ort. Auf die Frage, ob die hohen Bauzinsen auch auf ihr Geschäft abfärben, sagt sie: „Wir haben noch immer viele Ausschreibungen, können uns also zurzeit nicht über die Auftragslage beschweren. Wir hängen aber immer sehr dem Hochbau hinterher. Schließlich kommen wir etwa beim Quartiersbau erst zum Einsatz, wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind und nur noch die Grünanlagen fehlen. Wir stellen fest, dass die Zinslage dazu führt, dass einzelne Unternehmen ihre Baumaßnahmen einstellen. Perspektivisch rechnen wir deswegen mit weniger Aufträgen. Was jetzt auf uns zukommt, ist nur mit Vorsicht zu genießen.“
Dem Unternehmen liegt die Umwelt sehr am Herzen, es hat ja von Hause aus bereits eine grüne Handschrift. Gundula Fehmer: „Wir planen eine Solaranlage auf unserem Dach. Auch unsere Fahrzeugflotte würden wir sehr gern auf Strom oder Wasserstoff umrüsten. Beim Strom reicht uns aber die Reichweite nicht aus. Und beim Wasserstoff ist die Technik noch nicht so weit. Der gesamte Energiebereich ist für uns sehr schwer einzuschätzen. Auch im Bereich unseres Schwesterunternehmens ‚Galafa Kompost- und Erdenwerk‘ denken wir bereits einen Schritt weiter und machen uns über die Pyrolyse und die Erzeugung von Pflanzenkohle als Energieträger schlau. Wir brauchen hier von der Politik klare Aussagen, wo die Reise hingeht. Gestern waren Holzpellets noch hoffnungsvolle Energieträger aus nachwachsenden Rohstoffen, heute sind sie wegen der CO2-Bilanz schon nicht mehr erwünscht.“
Sehr erfreut war der Landrat darüber, dass „Fehmer“ noch keine existenziellen Sorgen hat, Mitarbeiter zu finden. Jonathan Fehmer ist der technische Geschäftsführer im Unternehmen. Er führt aus: „Wir sind ein Familienbetrieb und in der Region sehr bekannt. Die Mitarbeiter sehen bei uns eine Perspektive. Sie freuen sich auch darüber, wenn sie am Arbeitsplatz mit den neuesten Maschinen arbeiten können. Da aber viele Kollegen in den Ruhestand wechseln, haben wir weiterhin Bedarf für neue Auszubildende und Mitarbeiter.“
Probleme hat „Fehmer“ mit der Bürokratie. Die Beantragung von Fördergeldern ist nur noch unter der Beteiligung von Spezialisten möglich. Die betriebliche Erweiterung auf dem eigenen Gelände scheitert zurzeit an der zögerlichen Bearbeitung der entsprechenden Behörde. Sorgen bereitet dem Unternehmen auch der Mindestlohn. Gundula Fehmer: „Es gibt einen Vergabemindestlohn, einen gesetzlichen Mindestlohn und einen Tarifmindestlohn. Die sind aber alle unterschiedlich hoch. Manchmal raufen wir uns die Haare, weil wir nicht klar wissen, auf welchen wir setzen müssen. Zumal manchmal von Bundesland zu Bundesland schon wieder andere Bedingungen gelten.“ (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 206 (5/2023).
Der Beitrag Alles im Wandel: Der Landrat war zu Besuch bei „Fehmer“ in Falkensee! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).