Einmal im Jahr dürfen wir uns alle wie die Ureinwohner Bayerns fühlen. Denn längst wird das zünftige Oktoberfest mit Blaskapellenmusik, riesigen Bierkrügen und der passenden Kombination aus Dirndl und Krachlederner auch jenseits des Weißwurstäquators gefeiert. Claudia Dür aus Brieselang kümmert sich um alle Bubn und Madln, die ganz kurz vor dem Fest noch immer keine bayerische Ausgehkleidung vorweisen können. (ANZEIGE)
Es kommt ein feiner Obatzter auf den Tisch, die Laugenbrezel wird gebrochen, der riesige Humpen mit dem Oktoberfestbier wird in die Luft gereckt und die Kapelle setzt ein: Das typisch bayerische Oktoberfest hat längst ganz Deutschland erobert. Auch im entlegendsten Dorf der Nation wird ein zünftiges Oktoberfest gefeiert – kurioserweise oft schon im September!
Ganz wichtig ist, dass so ein Fest stilvoll begangen wird. Zu einem Oktoberfest geht man nicht in Jeans und T-Shirt. Claudia Dür (57) aus Brieselang, die schon im Jahr 2000 mit ihrem Mann und zwei Kindern aus Spandau ins Havelland gezogen ist: „Zum Oktoberfest gehört die krachlederne Lederhose bei den Herren, die meist zusammen mit einem karierten Hemd getragen wird. Bei den Damen ist das Dirndl Pflicht, das mit einem großen Ausschnitt aufwartet. Übrigens ist es noch immer so, dass die Schleife am Dirndl auf den Beziehungsstatus der Frauen hinweist. Je nachdem, an welcher Körperseite die Schleife sitzt, signalisieren die Madln, ob sie bereits vergeben oder noch auf der Suche sind.“
Das Problem ist nur: Woher bekommt man noch rasch das passende Outfit zum Feiern? Und muss es zwingend gleich ein paar hundert Euro kosten, obwohl das Dirndl und die Krachlederne doch sowieso die meiste Zeit im Jahr über ungenutzt im Schrank hängen?
Claudia Dür hat die Lösung: Sie verkauft bereits getragene Oktoberfestkleidung, bietet also Second-Hand-Ware an: „Das mache ich schon seit 15 Jahren. In der Regel schaue ich das ganze Jahr über bei eBay und vergleichbaren Online-Plattformen, ob ich ein entsprechendes Angebot finde – und schlage zu. Manchmal gelingt es mir auch, den Fundus von einem Fachgeschäft aufzukaufen, das schließen muss. Am Anfang habe ich die Dirndl und Lederhosen noch aus meiner Wohnung in Brieselang heraus verkauft. Doch mein Fundus wächst und wächst – zumal ich in der Corona-Zeit nichts verkauft, aber dennoch immer weiter zugekauft habe. Ich wollte erst in eine Garage umziehen, aber das wäre mir im Winter zu kalt geworden. Ich habe lange vergeblich nach passenden Gewerberäumen gesucht, bis ich im Januar 2022 tolle Räume im Gewerbegebiet gefunden habe – im Forstweg 1 in Haus 4. Hier bin ich nun im ersten Stock zu finden.“
In den Räumlichkeiten hängen an gleich mehreren Kleiderstangen mehrere hundert Dirndl in Größen von 30 bis 56. Claudia Dür: „In jeder Größe habe ich bestimmt 50 Dirndl da. Hinzu kommen Hemden und Krachlederne für die Männer. Ein paar Sachen habe ich auch für die Kinder da. Und die passenden Ketten, Taschen und auch Schuhe kann man bei mir auch bekommen. Niemand muss sich in Unkosten stürzen. Ein Dirndl kann man bereits für 30 Euro erstehen, bei den berühmten Krüger-Dirndls geht der Preis aber auch schon einmal auf 150 Euro hoch.“
Im Brieselanger Dirndl-Business gibt es keine Öffnungszeiten und keine Laufkundschaft. Claudia Dür: „Ich arbeite ganz streng mit Terminen. Das ist wichtig, denn ich nehme mir für meine Kunden viel Zeit. Sie haben dann exklusiv vor Ort die Möglichkeit, den Fundus zu sichten, sich beraten zu lassen und sich von mir zum Anprobieren ein Dirndl nach dem anderen anreichen zu lassen. Oft kommen die Mädels auch zu zweit oder zu dritt und kleiden sich gemeinsam neu ein. Letztens hatte ich eine Großfamilie mit zehn Leuten da, dann wird es doch schon eng bei mir in den Räumlichkeiten. Die Herren sind übrigens einfacher zufrieden zu stellen. Über 70 Prozent tragen ein rotkariertes Hemd zu ihrer Lederhose – das ist schnell gefunden.“
Für Claudia Dür ist der Verkauf der Oktoberfestkleidung nicht nur ein angemeldetes Kleingewerbe, sondern eine Berufung, ein Hobby, ein großer Spaß: „Ich habe keinen anderen Beruf, die Beschäftigung mit den Dirndln und Lederhosen ist mein Steckenpferd. Da ist es auch im Dienst meiner Kundinnen wichtig, dass ich eine große Auswahl vor Ort habe. Denn ein Dirndl muss perfekt sitzen. Es muss eng anliegen, der Dame aber nicht die Luft abschnüren. Da muss man schon viele verschiedene Modelle anprobieren. Das ist auch der Grund dafür, warum man ein Dirndl nicht einfach im Internet bestellen kann – es passt in der Regel nicht. Dank meiner niedrigen Preise habe ich viele Stammkundinnen, die sich jedes Jahr ein neues Dirndl gönnen – oder gleich mehrere mit nach Hause nehmen. Viele Kundinnen bringen inzwischen auch ihre Männer mit, damit sie bei der Auswahl der Dirndl helfen können. Und natürlich werden sie dann selbst mit eingekleidet.“
Claudia Dür, die dieses Jahr selbst bei Wollenschläger in Spandau das Oktoberfest mitfeiern wird, hat zurzeit natürlich Hochsaison. Das bedeutet aber nicht, dass es in den übrigen Monaten des Jahres es keinen Bedarf gibt: „Sobald in Berlin ein Konzert mit Andreas Gabalier ansteht, stehen die Mädels bei mir auf der Matte und fragen nach einem Dirndl. Bei den Konzerten ist es anscheinend unverzichtbar, sich entsprechend einzukleiden.“
Gibt es denn bei den Dirndls gerade einen Trend, was ist angesagt? Claudia Dür: „Gefragt sind edle, zarte Töne. Und eine Spitzenschürze sollte beim Dirndn auch mit dazugehören.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Claudia Dür – Verkauf von Trachtenkleidung, Forstweg 1 Haus 4, 14656 Brieselang, Tel.: 0176-56582809
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 210 (9/2023).
Der Beitrag Dirndl gesucht? Claudia Dür verkauft Festbekleidung zum Oktoberfest! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).