Die Havelland Kliniken unterhalten an den Standorten Nauen und Rathenow eine Fachklinik für die Kinder- und Jugendmedizin. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Einrichtung, in der alle Kinder und Jugendlichen bis hin zum vollendeten 18. Lebensjahr unabhängig von der Art ihrer Erkrankung behandelt werden können. Neben allgemeinen Erkrankungen im Kindesalter ist die Klinik spezialisiert auf die Betreuung von Kindern mit Diabetes mellitus und mit neurologischen und psychiatrischen Krankheitsbildern. (ANZEIGE)
Außerdem geht es um die Versorgung von Neugeborenen ab der 32. Schwangerschaftswoche. Seit Mitte 2023 ist Torsten Kautzky (47) der neue Chefarzt der Klinik. Sein Spezialgebiet ist die Kinderneurologie.
Torsten Kautzky stammt aus Braunschweig. Er hat aber in Frankfurt am Main Medizin studiert und hier auch seine Passion für die Pädiatrie gefunden, also die ärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr: “Als ich mit meiner Frau im Jahr 2009 aus Frankfurt weggezogen bin, um in Ostfriesland eine neue Stelle anzunehmen, hatten wir bereits selbst vier Kinder. Inzwischen sind es acht. Ich war in den letzten Jahren in Bremen, in Oldenburg und in Papenburg tätig. Ich habe in Ostfriesland meinen Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin absolviert und eine Schwerpunktausbildung zur Kinderneurologie angeschlossen. Von 2018 bis 2023 war ich Chef der Kinderklinik in Papenburg.”
Und nun hat es den Arzt ins Havelland verschlagen, er ist inzwischen der Chefarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in den Havelland Kliniken – und zwar für die beiden Standorte Nauen und Rathenow: “Ich bin schon seit dem 1. Juni 2023 vor Ort. Ich bin sehr froh, dass ich an beiden Standorten ein sehr motiviertes Team aus Ärzten und Pflegekräften vorgefunden habe. Wir haben es erfreulicherweise bislang geschafft, alle Stellen zu besetzen. Wir versorgen auf unserer Station das komplette Spektrum der Allgemeinpädiatrie.”
Kommt die Familie denn noch nach? Torsten Kautzky: “Ja, die gesamte Familie zieht ins Havelland um. Wir haben tatsächlich in Falkensee ein Haus gefunden, das groß genug ist, um uns alle aufzunehmen. Wir renovieren und sanieren gerade alles. Wir hoffen darauf, im Sommer fertig zu werden, sodass wir dann den großen Umzug stemmen können. Eine unserer Töchter hat sich bereits an einer weiterführenden Schule in Falkensee angemeldet.”
Wie sieht denn zurzeit die Situation in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin aus? Torsten Kautzky: “Auf der allgemeinpädiatrischen Station in Nauen haben wir 17 Betten. Hinzu kommen noch drei Kinderbetten auf der Neonatologie. Dort können wir Frühgeborene ab der 32. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht über 1.500 Gramm versorgen. In der Klinik Rathenow haben wir noch einmal 10 Betten. Wir decken in der Klinik das ganze Spektrum der Allgemeinpädiatrie ab. Das beginnt bei Husten und Schnupfen und hört bei Infekten aller Art noch lange nicht auf. Wir arbeiten auch eng mit unseren Chirurgen zusammen, etwa wenn es um einen entzündeten Blinddarm oder um einen Knochenbruch geht.”
Aber wie kommt denn ein Kind mit Schnupfen ins Krankenhaus? Torsten Kautzky: “Ja, hier geht es vor allem um akute fieberhafte Infekte. Die Eltern stellen sich oft über unsere Rettungsstelle vor, viele Patienten kommen über unsere Notfall-Sprechstunde. Natürlich nehmen uns die Kinderärzte in der ambulanten Tätigkeit bereits ganz viel ab. Aber was passiert, wenn das Fieber erst abends um 18, 19 Uhr oder in der Nacht richtig schlimm wird? Dann kommen die Eltern eben zu uns. Wir haben immer einen Kinderarzt vor Ort. Aus einigen dieser ambulanten Vorstellungen werden stationäre Fälle, wenn es den Kindern nicht gut genug geht. Hinzu kommen Zuweisungen von allen ambulanten fachärztlichen Kinderärzten. Vor allem geht es dabei um Infekte der oberen Atemwege wie etwa bei einer Lungenentzündung. Auf dem Höhepunkt der RS-Viruswelle war aber auch unsere Station – wie alle Kinderkliniken im Raum Berlin – brechend voll. Das ist jetzt weniger geworden, was zum Glück auch mit dem Wetter zu tun hat. Dafür haben wir zurzeit wieder mehr Kinder aus dem Bereich der Unfallchirurgie bei uns, die sich etwa einen Arm gebrochen haben. Das Wetter wird wieder schöner. Deswegen wird wieder mehr Fahrrad gefahren oder Trampolin gesprungen. Das merkt man sofort.”
Um was genau geht es denn bei Ihrem Schwerpunkt, der Kinderneurologie? Torsten Kautzky: “Bei diesem Thema geht es um Entwicklungsstörungen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Aufgrund meines Schwerpunkts behandeln wir nun auch zunehmend Patienten mit diesen Krankheitsbildern. Hier führen wir MRT-Untersuchungen durch, analysieren das Nervenwasser und achten auf Stoffwechselstörungen.”
Was wäre denn ein typisches Beispiel? Torsten Kautzky: “Da geht es mitunter um Kinder im Alter von drei, vier, fünf Jahren, die noch nicht sprechen, die sehr unruhig und rastlos sind, die nachts nicht schlafen können und vielleicht auch motorische Schwierigkeiten aufweisen, also schlecht laufen können oder wenig Kraft aufweisen. Das klären wir stationär ab und checken die Kinder und Jugendlichen richtig durch. Der Stoffwechsel spielt uns oft einen Streich. Wenn bestimmte Aminosäuren nicht vertragen werden oder bestimmte Abbauprozesse im Körper gestört sind, kann dies durchaus Auswirkungen auf die Neurobiologie haben. In unserem Alltag sind aber auch Epilepsien im frühen Kindesalter, der frühkindliche Autismus oder auch die Erstdiagnose eines Hirntumors ein Thema. Wir sprechen aber auch über nichtangelegte Hörstrukturen, um einen Wasserkopf mit zu viel Nervenwasser im zentralen Nervensystem oder um Nervenerkrankungen des peripheren Systems, wie sie etwa bei der Muskeldystrophie Duchenne auftreten.”
Und wie geht es dann weiter? Torsten Kautzky: “Bei einer Epilepsie geht es u.a. darum, die Kinder oder Jugendlichen stationär einzustellen. Sie werden später ambulant über eine neuropädiatrische Praxis weiter betreut. Bei einem Hirntumor würden wir eng mit den Kinderneurochirurgen an der Charité zusammenarbeiten. Und bei Entwicklungsstörungen geben wir Empfehlungen für Frühfördermaßnahmen, für eine Sprach-, Physio- oder für eine Ergotherapie. Wir kümmern uns nicht nur um die aktuelle stationäre Betreuung, sondern helfen auch bei den weiteren Schritten, also etwa bei der sozialmedizinischen Nachsorge.” (Text/Foto: CS)
Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 217 (4/2024).
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